Der Anti-Genozid-Paparazzo

Clooney

Im Osten Afrikas wird gerade ein neuer Staat geboren: der Südsudan. Und George Clooney zwingt die Welt mit ganz eigenen Mitteln zum Hinsehen…

von paqui

George Clooney hat sich einen Satelliten gekauft. Einen Satelliten, der die Grenze zwischen dem Sudan und dem entstehenden Südsudan im Rahmen des „Satellite Sentil Project – The world is watching because you are watching“ überwachen soll. Clooney als Big Brother im Sinne der Unterdrückten und Verfolgten? Überall auf der Welt, wo die Zensur soweit nicht greift, kann man über die Internetseite www.satsentinel.org die neuesten Satellitenbilder aus der Region verfolgen und so die Lage im größten afrikanischen Staat von zu Hause aus beobachten, ohne dabei auf die Berichterstattung der Medien angewiesen zu sein. Die scheinen vom Nachrichtenwert des Konflikts ohnehin nur wenig beeindruckt zu sein. Vor allem jetzt, wo sich der Norden Afrikas neu formiert und organisiert. Genau da sieht Clooney das Problem: Die Welt dürfe nicht länger wegsehen, falls in dem Staat erneut ein Genozid stattfinden sollte. Schon wieder und ganz unbeobachtet. Und um ganz sicher zu gehen, hat die Website sogar ein Twitter-Feature.

screenshot_clooney

In Hollywoodstreifen kämpft er gegen den Zynismus von multinationalen Konzernen an, kollaboriert parallel neben Nestlé – What else? – jetzt auch mit Google, das die Technik für das Projekt zur Verfügung stellt. Who else? Ist Clooney ein PR-fokussierter Heuchler und Freizeitweltretter? Selbst die größten Zyniker vermögen dies nicht zu behaupten, denn ganz so platt ist die Sache nicht: Zum einen ist es kein Alleingang Clooneys. Er kooperiert neben dem „bösen“ Google auch mit dem Satellitenprogramm der Vereinten Nationen und mit Menschenrechtsexperten der Harvard-University und sichert sich somit Expertise und wenigstens ein minimales Maß an Legitimation. Zum anderen bewies Clooney kontinuierliches politisches Engagement und Hintergrundwissen. Er ist einer der wenigen Ausnahmen, die nicht dem Hollywood-Samariter-Hier-habt-ihr-mal-was-zu-essen-ihr-armen-Afrikaner-Trend folgt. Ein wunderbar bildliches Beispiel lieferte Salma Hayek: Sie fuhr nach Sierra Leone und ließ sich dabei ablichten wie sie einen fremden, afrikanischen Jungen an ihrer Brust nährte. Clooney hingegen wird als Sudanexperte mittlerweile sogar auf höchster Ebene geschätzt und wurde bereits mehrfach von US-Präsident Barack Obama empfangen, der sich für seine Einschätzung zur Krisenregion interessierte.
Aber wieso denn ausgerechnet der Clooney? Gehen der UNO oder sogar den USA die Mittel für qualifizierte Fachkräfte und Spione aus? Und greift die Überwachung durch einen kommerziellen Satelliten nicht auch irgendwie die Souveränität des Landes und des Volkes an? Die Regierung des Sudans steht nämlich nur ungern vor der Kamera und verurteilt Clooney scharf. „Souveränität“ ist allerdings ein großes Wort für einen Staat, in dem in den letzten Jahren aufgrund zahlreicher innerstaatlicher Auseinandersetzungen mehr als zwei Millionen Menschen ermordet wurden. Die Konflikte im Sudan gehören seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu den blutigsten weltweit. Die Gefahr eines erneuten Völkermordes ist allgegenwärtig und wird sich auch mit der Staatsgründung des Südsudans am 9. Juli nicht verflüchtigen. Clooney versucht auf diesem Wege, Druck auf den UN-Sicherheitsrat auszuüben und so die Blauhelme zu unterstützen, ihr Mandat zu stärken und ihren Handlungsspielraum zu erhöhen.
Dennoch: Sämtliche Professionalität schüttelt den faden Beigeschmack nicht ab. Der Clooney und sein Satellit. Klingt auf jeden Fall oscarverdächtig.

George Clooney hat sich einen Satelliten gekauft. Einen Satelliten, der die Grenze zwischen dem Sudan und dem entstehenden Südsudan im Rahmen des „Satellite Sentil Project – The world is watching because you are watching“ überwachen soll. Clooney als Big Brother im Sinne der Unterdrückten und Verfolgten? Überall auf der Welt, wo die Zensur soweit nicht greift, kann man über die Internetseite www.satsentinel.org die neuesten Satellitenbilder aus der Region verfolgen und so die Lage im größten afrikanischen Staat von zu Hause aus beobachten, ohne dabei auf die Berichterstattung der Medien angewiesen zu sein. Die scheinen vom Nachrichtenwert des Konflikts ohnehin nur wenig beeindruckt zu sein. Vor allem jetzt, wo sich der Norden Afrikas neu formiert und organisiert. Genau da sieht Clooney das Problem: Die Welt dürfe nicht länger wegsehen, falls in dem Staat erneut ein Genozid stattfinden sollte. Schon wieder und ganz unbeobachtet. Und um ganz sicher zu gehen, hat die Website sogar ein Twitter-Feature.
In Hollywoodstreifen kämpft er gegen den Zynismus von multinationalen Konzernen an, kollaboriert parallel neben Nestlé – What else? – jetzt auch mit Google, das die Technik für das Projekt zur Verfügung stellt. Who else? Ist Clooney ein PR-fokussierter Heuchler und Freizeitweltretter? Selbst die größten Zyniker vermögen dies nicht zu behaupten, denn ganz so platt ist die Sache nicht: Zum einen ist es kein Alleingang Clooneys. Er kooperiert neben dem „bösen“ Google auch mit dem Satellitenprogramm der Vereinten Nationen und mit Menschenrechtsexperten der Harvard-University und sichert sich somit Expertise und wenigstens ein minimales Maß an Legitimation. Zum anderen bewies Clooney kontinuierliches politisches Engagement und Hintergrundwissen. Er ist einer der wenigen Ausnahmen, die nicht dem Hollywood-Samariter-Hier-habt-ihr-mal-was-zu-essen-ihr-armen-Afrikaner-Trend folgt. Ein wunderbar bildliches Beispiel lieferte Salma Hayek: Sie fuhr nach Sierra Leone und ließ sich dabei ablichten wie sie einen fremden, afrikanischen Jungen an ihrer Brust nährte. Clooney hingegen wird als Sudanexperte mittlerweile sogar auf höchster Ebene geschätzt und wurde bereits mehrfach von US-Präsident Barack Obama empfangen, der sich für seine Einschätzung zur Krisenregion interessierte.
Aber wieso denn ausgerechnet der Clooney? Gehen der UNO oder sogar den USA die Mittel für qualifizierte Fachkräfte und Spione aus? Und greift die Überwachung durch einen kommerziellen Satelliten nicht auch irgendwie die Souveränität des Landes und des Volkes an? Die Regierung des Sudans steht nämlich nur ungern vor der Kamera und verurteilt Clooney scharf. „Souveränität“ ist allerdings ein großes Wort für einen Staat, in dem in den letzten Jahren aufgrund zahlreicher innerstaatlicher Auseinandersetzungen mehr als zwei Millionen Menschen ermordet wurden. Die Konflikte im Sudan gehören seit dem Ende des Zweiten Weltkrieges zu den blutigsten weltweit. Die Gefahr eines erneuten Völkermordes ist allgegenwärtig und wird sich auch mit der Staatsgründung des Südsudans am 9. Juli nicht verflüchtigen. Clooney versucht auf diesem Wege, Druck auf den UN-Sicherheitsrat auszuüben und so die Blauhelme zu unterstützen, ihr Mandat zu stärken und ihren Handlungsspielraum zu erhöhen.
Dennoch: Sämtliche Professionalität schüttelt den faden Beigeschmack nicht ab. Der Clooney und sein Satellit. Klingt auf jeden Fall oscarverdächtig.

Kommentare

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert