Kunstfest Weimar: Junior-Starpianist rockt die Herderkirche!

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Am Donnerstag, dem 1. September, spielte der 19-jährige Pianist Kit Armstrong in der Weimarer Herderkirche Stücke von Johann Sebastian Bach und Franz Liszt – auf zwei verschieden alten Flügeln. Welchen gewaltigen Unterschied dies machen kann, verrät unique.

von David

Ob Vinyl besser ist als CD, darüber können sich viele Menschen stundenlang streiten. Dass Vinyl auf jeden Fall besser ist als MP3, darüber könnte man Konsens herstellen. Der heutige Abend widerspiegelte in einer gewissen Weise die Überlegenheit des Alten, Altmodischen und Altbackenen über das Moderne, das Zeitgeistliche und die krude Technik.

Nebst Bach- und „normalen“ Liszt-Stücken spielte Kit Armstrong, Schüler des renommierten österreichischen Pianisten Alfred Brendel, auch Liszt-Adaptionen von Bach. In der ersten Konzerthälfte musizierte Armstrong auf einem Bechstein-Flügel aus dem Jahre 1862, auf dem Liszt selbst gespielt hatte. Nach der Pause wurde das Konzert auf einem modernen Bechstein neuesten Produktionsdatums fortgesetzt. Der Kontrast war eindeutig, besonders als Armstrong am Ende des Abends seine Zugabe auf dem alten Klavier vortrug: Den Klang des alten Flügels als „warm“ zu bezeichnen, hört sich fast klischeehaft an, trifft aber ziemlich genau den Punkt. Dank der tollen Akustik in der Herderkirche kamen alle Klangnuancen, die von dieser Antiquität ausgingen, auch in die mittleren und hinteren Reihen an und zwar mit einem wunderbaren, reichen und eben „warmen“ Ton. Mit dem neuen Flügel hielt eine in einer alten Kirche geradezu deplatzierte technologische Perfektion Einzug. Klar, das Zurückschnellen der Hammerköpfe im Klavier war nun im Gegensatz zum ersten Konzertteil nicht mehr zu hören. Andererseits klang der moderne Flügel gerade bei der Anschlagdynamik sehr beschränkt. Armstrong konnte mit dem fast 150-jährigen Flügel sowohl leiser wie auch erheblich lauter spielen, was die Ausdrucksmöglichkeiten freilich vielfältiger machte als auf dem neuen Flügel.

Ein überaus atmosphärisches Konzert also, zu dem das Knacken der unglaublich unbequemen Holzbänke ebenso dazu gehörte wie ein kleines technisches Problem mit dem Klavierhocker kurz vor Beginn des zweiten Teils. Als deutlich wurde, dass Armstrong eine kleine Zugabe geben würde, murmelte ein Zuschauer eine Reihe hinter mir „Bitte ‚was von Bach!“ – sein Wunsch ward erfüllt. Meinem persönlichen Geschmack folgend konnte ich dem Herrn nur zustimmen.

Eigentlich huldigt das diesjährige Kunstfest Liszt. Aber nach diesem Konzert war der Wunsch, zu meinen alten Bach-CDs zu greifen (leider habe ich keine Bach-Platten) größer als das Bedürfnis, meine quasi inexistente Liszt-Sammlung massiv aufzustocken. Ein weiterer Teilsieg für das Altmodische.

(Foto: © Künstlersekretariat Schoerke GmbH)

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