Ein Schweizer liest Brandenburg – Dieter Moor zu Gast im Volkshaus

(Foto: © Manuel Krug)
(Foto: © Manuel Krug)

Amüsante Geschichten eines Auswanderers, der die Geborgenheit der Schweiz gegen die Unsicherheit der brandenburgischen Provinz tauschte.

von Laser

Knapp 500 Besucher kamen am Dienstag Abend ins Volkshaus – es schlummerten Erwartungen, die gefälligst nicht enttäuscht werden sollten. Denn Kultur war angesagt: Dieter Moor, in Deutschland vor allem bekannt als wortgewandter Moderator von Sendungen wie Kulturzeit (3-Sat), Bauer sucht Kultur (RBB) und natürlich ttt, Titel Thesen Temperamente (ARD), lud zur Lesung. Aber an diesem Abend ging es nicht um verfolgte Künstler, bekannte Gesichter der Literaturszene oder gesellschaftskritische Filme. Statt Hochkultur bot Moor ein vergnügliches Intermezzo seiner alltäglichen Interkultur.

2003 zog Dieter Moor zusammen mit seiner Frau Sonja aus der übersichtlichen Schweiz in die endlosen Weiten Brandenburgs. Sie kauften einen Bauernhof, den sie seitdem in traditioneller Manier bewirtschaften. Sein Buch Was wir nicht haben, brauchen Sie nicht (2009 erschienen) erzählt Geschichten aus dieser „arschlochfreie Zone“, wie er den Hof gerne nennt.

Seine detailverliebten Beschreibungen kommen an. So trägt er mit Pathos vor, wie die Anreise in das 200-Seelen-Dorf an einer sinnlos gesperrten Brücke zu scheitern droht. Fast wagt er sich über die Grenze, will die letzte Bastion, eine vermoderte hüfthohe Schranke, bei Seite werfen; letztendlich setzt sich dann doch das Alter Ego, der „kleine Schweizer in ihm“, durch. „Man fährt nicht über eine amtlich gesperrte Betonplatte“ – die Menge im Volkshaus tobt. Auch seine imposant eingesetzte Körpersprache macht klar, dass Moor das Publikum beherrscht. Bei ttt wundert man sich noch, ob der Moderator auch länger als drei Minuten mit seinen Armen gestikulieren und zugleich konsequent eloquent weiter reden kann. Ja, er kann – auch zwei Stunden lang. Wenn es hingegen um seine Texte geht, dann kann er auch anders: Ein zehnminütiges Liebesgedicht zeigt seine romantischen Potenziale, die den etwas anderen Künstler in ihm zur Schau stellen. Trotz allem ist es wohl der gekonnt inszenierte Witz, der den Gästen in Erinnerung bleiben wird.

Etwas überzogen wirken die Geschichten von und mit seiner Frau – Sonja fungiert häufig als Fundgrube diverser Geschlechter-Vorurteile. Zumindest kann man es Moor unterstellen, spielt er doch gerne mit Beobachtungen, die man ansonsten eher von Mario Barth gewöhnt ist: Die Moors beim Hofkauf – alles war besichtigt, alles für gut befunden, doch: Sonja „spürte“ es nicht! Und der Hof wurde nicht gekauft. Ha! Typisch, diese Frauen mal wieder… Geschenkt. Man muss sich nicht an allem reiben, witzig war es allemal.

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