Rezension: Kampf der Generationen

Ein Kinostart regt zum Nachdenken an: über den Umgang heutiger Filmemacher mit der Arbeit ihrer Vorläufer. Die Neuauflage des Schwarzenegger-Klassikers Total Recall erweist sich als symptomatisch dafür.

von Frank

Man darf gespannt sein, was der Mars-Roboter „Curiosity“ auf dem roten Planeten findet. Vielleicht Hinweise auf österreichisches Leben? Wo die Suche nach Arnie-Relikten schwierig erscheint, ist eine Ausschau nach Colin Farrell hingegen völlig aussichtslos: In der Neuauflage des Schwarzenegger-Klassikers von 1990, Total Recall, wird nämlich nicht zum Mars gereist.
Doch nicht nur an dieser Stelle verzichtet der Total Recall von 2012 (dt. Kinostart: 23.8.) auf das, was das Original mit Schwarzenegger ausmachte, sodass das Remake nicht mehr viel zu tun hat mit dem Action-Klassiker von vor 22 Jahren. Die Stimmung, die Optik, die vielen schrägen Charaktere: die totale Andersartigkeit.

Eine andere Kino-Generation

Im Verlauf der 118 Minuten erweist sich dieser Umgang mit Film-Klassikern als ebenso bedauerlich wie symptomatisch: Denen wird eine personelle und visuelle Frischzellenkur verordnet, nur um dann den Stempel „Remake“ auf den „Patienten“ zu kleben – und mit dem bekannten Titel horrende Summen zu scheffeln. Und gerade im Falle von Total Recall ist offensichtlich, dass die Macher dabei nicht nur auf die Nostalgiker unter den Zuschauern setzen, sondern vor allem die Sehgewohnheiten einer neuen Kino-Generation ansprechen wollen: Schnelle Schnitte und überladene Action-Szenen, wie das Remake sie zuhauf enthält, gehören einfach zum State of the Art dieser „Generation Bourne“. Wer sich wie Regisseur Len Wiseman seine ersten Sporen als Ausstattungsassistent von Filmen wie Independence Day oder Godzilla verdient hat, der ist es gewohnt, dass es vor computergestützten Szenerien in möglichst hoher Frequenz kracht und der Zuschauer mittels Wackelkamera ordentlich durchschüttelt wird – 2012 ist eben nicht 1990.

Ein Ire ist kein Österreicher

Doch gerade vor dem Hintergrund der heutigen technischen Möglichkeiten (und angesichts des ungleich höheren Budgets!) wirkt es bitter, wie lieblos etwa die Zukunftswelt im Film präsentiert wird. Auch hier bleibt vom Charme des Originals, einer „der schrägsten und makabersten Science-Fiction-Komödien aller Zeiten“ (Filmstarts), wenig übrig.
Erschwerend hinzu kommt noch der banale Fakt, dass Colin Farrell nun mal kein Arnold Schwarzenegger ist. Damit ist natürlich nicht bloß gemeint, dass ihm der kultige Ösi-Akzent fehlt; der irische Schwiegermuttertyp ist eben einfach kein „Aakschn“-Held, der seine Gegner gnadenlos plättet und dabei kultige One-Liner von sich gibt. Oder haben sich solche Filme am Ende etwa doch selbst überlebt? Stallones The Expendables, besetzt mit der alten Garde des Actionkinos, stellt sich bald im nunmehr zweiten Teil selbstironisch gegen diese Überlegung und damit gegen den Trend der heutigen Kino-Generation.
Aber selbst wenn der Blick auf Wisemans Total Recall nicht durch die Tränen eines Nostalgikers gebrochen wird, offenbart sich eine klare Schwäche: Der Film scheint schlichtweg selbst nicht zu wissen, ob er ein Remake oder ein SciFi-Action-Film aus eigenem Recht sein will – und scheitert (unter anderem darum) letztlich in beidem.

Total Recall – KINOSTART 23.8.

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