Rang de Basanti – Die Farbe der Rebellion

Dass ausgerechnet millionenschwere Blockbuster einen realistischen Einblick in ein Land vermitteln können, beweist R. O. Mehras „Rang de Basanti“ – und das fernab von Slums und Bollywood.

von Jeanne Vogt

Rang de Basanti

Reden wir heute mal über Blockbuster. Von dieser Gattung geraten in der Regel nicht viele in das behutsam gepflegte Tippnotizheftchen. Einer, der sich dorthin verirrt hat und bei uns nichtsdestotrotz eher Säle im Format des Schillerhofs füllt, ist „Rang de Basanti – Die Farbe der Rebellion“. 2006 spielte er in Indien Millionen ein und wurde von indischer Seite u.a. für den Oscar vorgeschlagen.

„Rang de Basanti“ thematisiert das Leben und Fühlen indischer Jugendlicher – aber nicht etwa in Slums oder als Opfer von Kindersklavenhändlern. Nicht Aufwachsende sind hier die Protagonisten, sondern gelangweilte, unpolitische Mittelklasse- Studenten. Den Rahmen liefert eine aus England einjetende, sinn- und inspirationsdurstige Jungfilmemacherin, die in Delhi Darsteller sucht. Man hängt auf öffentlichen Plätzen ab; der eine kümmert sich mehr, der andere weniger um seine Zukunft. Einer fühlt sich dabei mehr, der andere weniger nützlich, den einen lässt das mehr, den anderen weniger kalt. Was sie jedoch langfristig alle mitreißt, sind die Erläuterungen der Regisseurin: Ihr Projekt behandelt die Geschichte einiger junger indischer Unabhängigkeitskämpfer, deren Vorbild die Protagonisten nach und nach aus ihrer Antriebslosigkeit wachrüttelt. Der Absturz eines Freundes mit einem fehlerhaften Militärflieger vereint sie schließlich vollkommen. Gemeinsam demonstrieren sie zunächst friedlich gegen den korrupten Verteidigungsminister. Sein gewaltsames Vorgehen lässt sie jedoch bald zu extremsten Mitteln greifen.

Neben kulturell geprägten Themen, wie den in Indien häufigen Konflikten zwischen Hindus und Moslems, behandelt „Rang de Basanti“ uns versöhnlich bekannte Probleme: Selbstverwirklichungs- und Tatendrang, der von der eigenen lethargischen Seite gebremst wird, und der unangenehme Vergleich mit älteren, so viel aktiveren und rebellischeren Generationen – die Lebensthemen junger Erwachsener in der ganzen Welt. In eine aufreibende Story gepackt, ermöglicht dieses Jugendportrait einen trotz aller Action realistischen Einblick in die Gefühlswelt einiger Inder im Mittzwanziger-Alter, und sicherlich hat nicht zuletzt dieses hohes Identifikationspotential für die Massen in den Kinos gesorgt – der Einfluss des Superstars Aamir Khan soll dabei natürlich nicht unter den Tisch fallen. „Rang de Basanti“ ist weder Bollywoodtypische Liebesschnulze noch aschenputtelhaftes Weltverbesserertum, sondern leidenschaftlich und ehrlich.

Jeanne VogtJeanne Vogt studiert BWL und Interkulturelles Management mit Zielkultur der Indien an der FSU Jena. Sie recherchierte vor Ort zur Filmlandschaft Indiens für das Jenaer Kurzfilmfestival cellu l‘art.

Bildquellen: dpa und privat

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