Nachricht aus der Ferne: Liebesgrüße aus Hermannstadt

Von: Thomas L.
An: Luth

Moin Keule! Wo steckst Du eigentlich, Du Pfeife? Wolltest Du nicht nach Spanien? Mein Gott, was für eine Erleichterung das für uns alle wäre! Nach einem Praktikum in Meran in Südtirol arbeite ich nun als Germanistikdozent hier in Rumänien. Ist ’ne ziemlich spannende Sache, hat mich nur ein paar Haare gekostet, denn hier läuft dann doch so einiges anders – wenn’s überhaupt mal läuft. Nun gut, Du dürfest ja mit Korruption und postkommunistischen Zügen bestens vertraut sein, bist bestimmt auch ein ehemaliges Parteimitglied (naja, fast).

Mein DAAD-Stipendium ist gut finanziert, was mich etwas bei Laune hält bei dem ganzen Schrott hier. Nutzt aber für die Zukunft erstmal nix: Ab Februar bin ich Ein-Euro-Jobber am Marburger Kulturamt. Egal. Ich freue mich unendlich auf ein etwas geregelteres Leben mit ’ner eigenen Bude, die hoffentlich direkt am Marburger Marktplatz liegen wird. Noch was ist passiert: Ich habe mir eine Freundin angeschafft. Ist ganz prima so was … tut echt mal gut, auch wenn sie ein bisschen kaputt ist (bin ich ja auch irgendwie). Aber solche Frauen erwische ich wohl immer!

Das mit dem Stadtlärm in Genua kann ich ungefähr nachvollziehen: Direkt an der Haustür meines hübschen Plattenbaus aus Ceausescus Zeiten rauscht die Europastraße nach Bukarest entlang – mit Lkws, die bei uns vor 20 Jahren schon nicht mehr fahren durften! Aber das ist noch lange nix gegen ’ne italienische Industriestadt. Auweia! Am 25. Januar endet der Spaß hier und ich fliege zurück ins Reich (manche Siebenbürger sehen das tatsächlich so). Seltsame Sache hier, viel Klüngel, viel Reichtum, aber noch mehr Armut, und vor allem bald keine Mittelschicht mehr, u.a. dank der dollen Europäisierung. Wie auch immer, ich hoffe, Dir geht’s gut (das ist ernst gemeint)! La revedere,

Thomas

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