Medienlandschaft Spanien

von Tsil

Greift man in einem spanischen Zeitungsständer nach einer beliebigen Publikation, dann ist die Wahrscheinlichkeit sehr gering, dass diese dem politisch linken Spektrum angehört. Nur „El País“ und „El Público“ zählen zu den sozialistisch orientierten Zeitungen. Ihre Konkurrenz ist groß, allein in Madrid gibt es drei wichtige konservative Zeitungen. Die rechte „El Mundo“, die konservativ-monarchistische „ABC“ und die rechtskonservative „La Razón“ stehen ihrerseits in Konkurrenz zu anderen Zeitungen, die keine feste politische Ausrichtung haben.
Daneben drängen vermehrt kostenlose Zeitungen wie „20 minutos, qué!“, „Metro Directo“ und „ADN“ auf den Markt, die weniger auf qualitative Informationen, sondern vielmehr auf Masse setzen und in U-Bahnen gelesen werden. Sie bieten vor allem Kurznachrichten mit hohem Unterhaltungswert für politisch ermüdete und desinteressierte spanische Leser. Weitere Konkurrenten sind die auflagenstarken Sportzeitungen und die, ähnlich den englischen Verhältnissen, mächtige spanische Regenbogenpresse.
Wettbewerb ist generell ein junges Schlagwort für die spanischen Massenmedien. Seit dem Tod des Diktators Franco im Jahr 1975 und der Einführung der Demokratie werden die Prinzipien der „Unabhängigkeit der Medien“ und der „Meinungsfreiheit“ zumindest offiziell hoch gehalten. Die Marktregeln weisen jedoch in eine deutlich andere Richtung. Spanische Medienunternehmen drehen verstärkt an der Kostenschraube, um in der „wilden Medienumwelt“ nicht unterzugehen. Parallel verschmelzen sie zu immer größeren und mächtigeren Konzernen, einhergehend mit eingeschränkter Unabhängigkeit und einem zeitgemäßen Schwerpunkt auf bloßen Unterhaltungsthemen. Diese Tendenz ist allerdings weltweit und nicht nur in Spanien zu beobachten.
Zum spanischen Fernsehen bemerkte Morales Canada, Romanistik-Dozentin an der FSU Jena, dass dessen Zuschauer sehr kritisch seien und audiovisuelle Informationen und politische Realität überaus gut voneinander trennen könnten. Trotzdem sei das Fernsehen auch in Spanien zunehmend nur noch ein Mittel zur Entspannung und Zuflucht. Ihr Tipp: Die vielen Diskussionsforen spanischer Internetzeitungen, die allen offen stehen und gerade denjenigen zu Informationen verhelfen, die sich zum Beispiel als Austauschstudent gerade außer Landes befinden.


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