„What’s in a name“ (Romeo & Juliet II, 2). Über Elefanten und andere englische Ortsnamen.

Bild-Kolumne
England besitzt eine lange und ereignisreiche Geschichte, die sich auch in seinen Ortsnamen niedergeschlagen hat.

Auf der Shakespeare-Exkursion nach London kamen wir an der U-Bahnstation Elephant and Castle vorbei und mit Julia fragten wir uns „What’s in [this] name?“ also: „Was ist sein Ursprung?“. Wie wir entdeckten, gibt es zwei unterschiedliche Erklärungsversuche: Die historisch abgesicherte Version führt Elephant and Castle (zu übersetzen als „Der Elefant und sein Turm“, d.h. der Aufbau auf dem Rücken, in dem ein oder zwei Bogenschützen saßen) auf ein Gasthaus zurück, das 1765 zum ersten Mal erwähnt wird. Dieses erhielt seinen Namen von den Messerschmieden, deren Gildezeichen ein Elefant war – denn aus Elfenbein wurden die Handgriffe der Messer gefertigt. Die etwas romantischere, jedoch historisch nicht haltbare Volksetymologie führt den Namen auf die Verballhornung von „La Infanta de Castilla“ zurück. Zwar gab es tatsächlich ein paar spanische Prinzessinnen, die nach England geheiratet hatten (Eleanor von Kastilien, Katharina von Aragorn und Kastilien), aber der Begriff „Infanta“ war zur fraglichen Zeit nicht gebräuchlich und konnte somit nicht den Ursprung des Namens bilden – aber die Story ist gut genug, um auch so zu überleben.
Während es für die Herkunft von Elephant and Castle mehr als ein Erklärungsangebot gibt, liegt die Etymologie vieler anderer Ortsnamen noch im Dunkeln und es bedarf manchmal einer glücklichen Fügung, um den Ursprung des Namens herauszufinden. So für das Dorf Fawler im Oxfordshire. Erst die Ausgrabungen eines römischen Gutshofs mit farbigen Mosaikfußböden im Jahre 1865 machte die Rekonstruktion des Namens, der um 1205 zum ersten Mal als „Fauflor“ greifbar ist, möglich. Die ab dem 5. Jahrhundert n. Chr. nach Britannien eindringenden Angelsachsen waren offensichtlich vom prächtigen Mosaikfußboden so beeindruckt, dass sie ihre neugegründete Siedlung nach dem „farbigen Fußboden“ – auf altenglisch „fag flor“ – benannten, woraus dann später „Fauflor“ bzw. „Fawler“ wurde.

honegger

Die Kolumne zur englischen Sprachgeschichte verfasste Thomas Honegger, Professor für Anglistische Mediävistik an der FSU Jena.
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