von Stefan Berke
Als nicht profitorientierter, auf Harmonie und Ausgleich bedachter Mensch sah ich irgendwann meinen Glauben angesichts der Streitereien und Ungerechtigkeiten auf der Welt stark in Mitleidenschaft gezogen. Nicht zuletzt durch das Handeln verschiedener Menschen in machtvollen, aber nicht immer öffentlichen Positionen in Politik, Wirtschaft, Wissenschaft, Medien (im Folgenden: die „Elite“), die sich offenbar zum Ziel gesetzt haben, bestehende Konflikte weiter zu fördern, demokratisch gewählte Staatsoberhäupter zu stürzen, generell immer neue Konflikte zu provozieren und dabei den Menschen, wenn es sein muss, zu erklären, dass dies im Sinne des Allgemeinwohls und des Fortschritts, der Sicherheit und der Nachhaltigkeit wegen geschieht.
Die Zeit als die Träume sich ausgeträumt hatten
Damals ging ich davon aus, dass Kriege aufgrund ihrer Unpopularität in der Bevölkerung irgendwann aus der Mode kommen würden, dass genetisch verändertes Essen nur von denen gegessen wird, die die Risiken bewusst akzeptieren, dass der Kampf um Ölreserven und der Bau neuer Atomkraftwerke versiegt, sobald dieser verrückte Japaner sein wasserbetriebenes Auto wirksam vermarktet. Das Warten darauf fiel zusammen mit der Informations-„Revolution“ im Internet, und fortan fand ich mich zunehmend ein Weltbild akzeptieren, welches in mir statt Hoffnung eher Unbehagen und Unverständnis hervorruft. Kriege sind also vorrangig profitabel für die Elite, „kein Krieg“ eindeutig weniger profitabel. Monsanto, der führende BioTech-Konzern, ist sich sicher, in 5 bis 10 Jahren das Ende der Gendebatte herbeigeführt zu haben, einfach weil es keine Alternativen mehr geben wird. Und Amerika zum Beispiel verbraucht immer noch 16 Millionen Barrel Öl am Tag und sieht sich gezwungen, seine versiegenden Ölvorkommen auf dem guten alten imperialistischen Weg zu kompensieren. Schicken wir nicht schon seit 60 Jahren Raketen mit Wasserstoff durch die Atmosphäre?
Kritik … und was dann?
Besonnene Kritikpunkte am weltweiten „Common Sense“ gibt es wahrlich genug, doch scheint das System so verwoben, dass man meint, nur alles gleichzeitig ändern zu können oder zu müssen, bevor man sich den Symptomen widmet. Ja, man müsste die herrschende Doktrin und damit den Glauben verändern. Den Glauben an das mechanistisch-materialistische Weltbild zum Beispiel. Durch quantenphysikalische Experimente längst widerlegt, hält sich nach wie vor die Vorstellung, dass physikalisch getrennte Objekte tatsächlich voneinander getrennt wären, dass der Beobachter keinen Einfluss auf das System ausübt, dass man Krebs bekämpfen kann, indem man dem Geisteszustand keine Beachtung schenkt, dass menschliche Evolution in Genforschungslabors abläuft, und dass der Geist keinen Einfluss auf die Materie ausübt. Ok, der Glaube an das mechanistische Weltbild sitzt tief, er hat einen starken Einfluss auf die Welt ausgeübt und offenbar würden manche lieber alles niederbrennen, als zuzulassen, dass sich eine neue Ära durchsetzt (siehe Nikola Tesla).
Hedge Fonds, Steinbrück und Adam Smith
Weniger verständlich scheint mir das Festhalten an der Doktrin des freien Marktes und der Deregulierung, und wer ist eigentlich dieser Adam Smith? Was zeichnet seine Lehre denn aus, dass sie von der Elite so fleißig wiedergekäut und protektionistischen Ansätzen unkommentiert vorgezogen wird? Oh, richtig, sie ermöglicht Konzernen oder Bankenfamilien, mächtiger zu werden als jede Regierung auf der Welt. Steinbrück fühlt sich dann eingequetscht, die Konkurenz auf umkämpften Märkten führt zu Fusionen und Kartellisierung (äh, wie jetzt Konkurrenz?) und die EU erklärt Wirtschaftswachstum zur ranghöchsten Priorität. Ist auch kein Wunder, wenn sich die unabhängigen Zentralbanken in den so wahnsinnig entwickelten Ländern Zinsen auf ihr ausgegebenes Geld wünschen. Dann sind auch Hedge Fonds mit 40 Prozent Rendite eine gute Sache. Die Gewinne kann man ja auch positiv nutzen. Wie zum Beispiel George Soros, der Hedge Fond-König und selbsternannte Philantrop, der, ohne dass ihn jemand kennt, versucht die Welt von Innen heraus zu „demokratisieren“. Bei zwei Prozent Wirtschaftswachstum haben wir übrigens eine Verzwanzigtausendfachung unseres BIP in nur 500 Jahren! Wahrscheinlich ist natürlich auch eine Verzwanzigtausendfachung der Staatsschulden aber rein rechnerisch ist das in den Wirtschaftsmodellen alles gar kein Problem. Der Glaube zählt! Weil die Kritiker am gegenwärtigen Finanzsystem nicht an die Doktrin glauben, sehen sie eben überall Probleme.
Wenn ich mich selbst dann in diesem System betrachte, wünschte ich mir, etwas würde meinen Glauben an den friedlichen Widerstand erschüttern und mich mit der Waffe in der Hand aufstehen lassen. Ähm, anders ausgedrückt, ich glaube, dass eine gewalttätige Elite nicht mit Gewalt zur Einsicht zu bringen ist, und fühle mich manchmal einer Glaubenskrise recht nahe.
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