In vino musica

"Dionysos Calling" 2012 (Foto: Sebastian Brauer)
"Dionysos Calling" 2012 (Foto: Sebastian Brauer)

Zum dritten Mal findet dieses Jahr in Freyburg das Musikfestival „Dionysos Calling“ statt, das die Tugenden einer bekannten Weinanbauregion auch für ein jüngeres Publikum zu nutzen weiß.

von LuGr

Es ist ein pittoreskes Tal, durch das die Unstrut ihre letzten Kilometer gurgelt, bevor sie in die Saale mündet. Radfahrer auf ambitionierten Touren strampeln durch die scheinbar endlose und natürliche Ebene vorbei an kleinen Ortschaften und Burgen. Die Zeit scheint hier still zu stehen in Freyburg und der Umgebung mit ihren zahlreichen Weinbergen und Winzerhäuschen im Süden Sachsen-Anhalts. Dieser Zustand der Ruhe und der romantischen Verträumtheit lockt zwar jährlich viele Touristen fortgeschrittenen Alters in die Region, doch für eine jüngere Generation scheint zwischen kultivierten Gesprächen in gediegenen Gaststätten kein Platz zu sein. Grund genug, dagegen etwas zu unternehmen – mit dem Musikfestival „Dionysos Calling“.
„Wir wollten zeigen, dass in unserer Region etwas möglich ist“, erklärt Vorstandsmitglied Marcus Pawis den Gedanken hinter dem Wein rockt e.V., der sich seit 2011 vor allem um die Organisation von „Dionysos Calling“ kümmert. Was noch 2010 ein Areal mit kleiner Bühne im Rahmen des Freyburger Winzerfests war, mauserte sich zu einem etablierten Event. An einem Wochenende im Mai (dieses Jahr vom 24. bis 26.) ist neben Camping im Freyburger Schwimmbad nicht nur ein musikalisches Programm angesagt, sondern auch eine Besonderheit des Festivals: „Das einzige alkoholische Getränk, das man während des Festivals kaufen kann, ist Wein“, stellt Mathias Trommer, ebenfalls im Vorstand vom Wein rockt e.V., heraus. „Wenn wir an so einem Wochenende nur einen Bruchteil unserer Begeisterung für den Wein, die Schönheit des Weinanbaugebiets und die künstlerischen Potenziale vor Ort an die Festivalgäste abgeben können, sind wir zufrieden.“ Bis in die Tiefen von ansonsten nicht öffentlich zugänglichen Weinkellern entführt das Festival seine Gäste, die als Location für Auftritte von Newcomer- oder etablierten Bands verschiedenster Stilrichtungen von Pop, Rock, Punk oder Elektro dienen.
Als 2012 Talking to Turtles auf dem größten hölzernen Cuvée-Fass in Deutschland auftraten, lagen sich die 170 Zuhörer in den Armen. Ein Gänsehaut-Moment, an den sich Mathias immer wieder gern erinnert, unterstreicht er doch die Ambition, dass sich die Menschen bei „Dionysos Calling“ kennenlernen. Das tun sie – und zwar nicht zu knapp, denn die Veranstaltungsorte des Festivals haben mit 500 Besuchern ihre Grenzen erreicht. „Die Gäste kommen sogar aus Holland und Schweden“, meint Mathias, aber auch viele Einheimische unterschiedlicher Altersklassen sind darunter, auch wenn die Jüngeren bisher häufig nur konventionell im Supermarkt mit Wein in Berührung gekommen sind. Das kann man von den Vereinsmitgliedern nicht behaupten: Sechs von ihnen sind die Söhne und Töchter von Winzern oder gehen beruflich selbst dem Weinanbau nach. Viele der Aktiven sind trotz oder gerade wegen des Studiums oder der Arbeit in Studentenstädten wie Jena, Leipzig, Halle, Dresden, Berlin und Wiesbaden darum bemüht, ein Stück Alternativkultur in ihrer Heimat mitzubringen.
Dieses Jahr sollen u.a. neben Solokünstlern wie Lestat Vermon die Noise-Rocker von Dyse für gute Stimmung sorgen. Sie werden bei den Besuchern von „Dionysos Calling“ nicht nur das Bild der Saale-Unstrut-Region als malerisches Weinanbaugebiet um das einer vielfältigen Musikkultur erweitern, sondern vielleicht auch dafür sorgen, dass man wiederkommt.

Restkarten für „Dionysos Calling“ findet ihr unter:
www.wein-rockt.de

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