No Museum for Dead Jazz

(Foto: © Holger John)

Die französchische Electro Deluxe Big Band eröffnete gestern jazzig die Konzertarena. Ruhe wurde dabei nicht geduldet, weder auf der Bühne, noch im Zuschauerraum.

von Robert

Wer spielt heute noch Jazz? Popgrößen wie Bruno Mars oder Lana del Ray lassen maximal einzelne Randelemente davon in ihrer Mainstream-Retortenmusik einfließen und verkaufen es als große Renaissance. Dass es auch heute noch Musiker gibt, die das Talent und die Leidenschaft haben, Jazz nicht nur zu spielen, sondern auch zu leben, bewies die Electro Deluxe Big Band gestern im Rahme der Kulturarena.
Doch erstmal ließ man dem Elektrobeat den Vorrang: Mechanisch dröhnte der Synthesizer über den Theatervorplatz, während sich langsam die Band auf der Bühne positionierte – statt Jazz-Trompeten und schallenden Becken gab es erstmal nur nickende Köpfe. Erst Sänger James Copley gab das entscheidende Zeichen zum Einsatz – und die Bühne explodierte. Der üppige Klangteppich der Bigband legte sich über das Publikum und ein musikalisches Inferno begann. Arnaud Renavill trieb sein Schlagzeug durch rhythmische Täler, Jeremie Coke ließ den Bass grooven und wenn Thomas Faure – wenn er nicht gerade die Bigband dirigierte – entlockte seinem Saxophon ein Solo nach dem anderen. Und immer dabei, gefühlt an mehreren Orten zugleich: James Copley, der nicht nur mit seiner Stimme, sondern auch seinen Entertainerfähigkeiten begeisterte. Kein Moment der Ruhe wurde von ihm geduldet, weder in der Band noch bei den Zuschauern. Er tanzte über die Bühne, animierte das Publikum oder drückte temporär untätigen Bandenmitgliedern einfach das erstbeste Perkussionsinstrument in die Hand – und all das mit dem flegelhaften Lächeln eines 15-Jähringen.
Mit dieser Kombination von fetziger Live-Show und musikalischer Höchstleistung schaffte es die Electro Deluxe Big Band das Jenaer Publikum mitzureißen und zu begeistern. Nach diesem Abend sollten jedem klar sein: Jazz lebt.


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