Brot von gestern ist nicht hart – Weltweite Tischgemeinschaften mit „Brot für die Welt“

von Frank

Wer kennt das Gefühl nicht: Man schlendert nun schon seit ein paar Stunden durch unberührte Natur oder unübersichtlichen Großstadtdschungel und das Frühstück ist bereits eine Weile her. Unwillkürlich entfährt dem wohlgenährten Europäer der Satz „Hab ich einen Hunger!“ – nichts Weltbewegendes. Außer wenn man sich vergegenwärtigt, dass nach Angaben von „Brot für die Welt“ weltweit über 850 Millionen Menschen an Hunger leiden – und damit ist nicht das Grummeln eines kurzfristig unbefriedigten Magens gemeint, das wir zumeist unter dem Wort „Hunger“ verstehen.


Verschiedene internationale Initiativen befassen sich mittlerweile mit dem Thema globaler Hunger. Auch „Brot für die Welt“ unterstützt mehr als 1.000 Projekte, bei denen nachhaltig gewirtschaftet und fair gehandelt wird. In den Projekten in Asien, Afrika und Lateinamerika werden die Selbstversorgung der
Bevölkerung gefördert und Agrarreformen unter menschenrechtlichen Gesichtspunkten durchgeführt.
Unter anderem betreibt „Brot für die Welt“ seit letztem Jahr unter dem Motto „Niemand is(s)t für sich allein“ eine Kampagne für weltweite Ernährungssicherheit.

Warum die Kampagne „Niemand isst für sich allein“?

So paradox es klingt: Nie zuvor waren Lebensmittel in solchem Überfluss vorhanden – nach Angaben der Welternährungsorganisation FAO genug, um allen Menschen eine Grundversorgung zu garantieren. Dennoch leiden weltweit so viele Menschen an Hunger. Gleichzeitig nehmen ernährungsbedingte Krankheiten in den Wohlstandsgesellschaften der Welt zu. Gründe dafür finden sich viele. Mit „Niemand is(s)t für sich allein“ informiert „Brot für die Welt“ daher nicht nur über die Zusammenhänge zwischen Hunger und Armut, sondern auch über die Einflüsse unseres Konsummodells und der Spielregeln des Welthandels. Die Kampagne zeigt auf, wie die Ernährungsunsicherheit, die vor allem in der südlichen Hemisphäre anzutreffen ist, entsteht und mit unseren eigenen Konsumgewohnheiten zusammenhängt. Sie lädt dazu ein, Stellung zu beziehen zu einem gerechteren Wirtschafts- und Handelsmodell, das das Menschenrecht auf Nahrung weltweit berücksichtigt. Um dieses Menschenrecht zu verwirklichen, bedarf es mehr als rein finanzieller Unterstützung für die bedürftigen Länder. „Brot für die Welt“ fördert daher einerseits Projekte und Programme, um die lokale Agrarproduktion mit umweltverträglichen und kostengünstigen Methoden zu intensivieren. Andererseits wird aber auch der regionale Austausch und die Vernetzung von Kleinbauernorganisationen unterstützt, denn die Produktion, der Handel und die Vermarktung von Lebensmitteln befinden sich in den Händen weniger internationaler Konzerne. „Brot für die Welt“ fordert ein faires Welthandelssystem, das soziale und ökologische Kriterien berücksichtigt. Arme Länder müssten, so heißt es, die Möglichkeit haben, ihre Agrarproduktion vor der vernichtenden Konkurrenz des Weltmarkts zu schützen.

Die Aktion von „Brot für die Welt“ fordert die Bundesregierung auf, sich stärker als bisher für die Ernährungssicherung im ländlichen Raum einzusetzen. Sie muss, so fordert „Brot für Welt“ weiter, ihre Politik
an den drei Leitprinzipen „Stärkung der Förderung der ländlichen Entwicklung in der Entwicklungszusammenarbeit“, „Schutz und Förderung der kleinbäuerlichen Landwirtschaft im Rahmen der
Handelspolitik“ und „nachhaltige Produktion von Lebensmitteln und Agrarprodukten“ ausrichten. Dabei
geht es aber nicht um Almosen für die leidende Bevölkerung der „Entwicklungsländer“.

Den Menschen soll dabei geholfen werden, so betont „Brot für die Welt“ explizit, ihr Schicksal selbst in die Hand zu nehmen getreu dem afrikanischen Sprichwort „Gib einem Hungernden einen Fisch, so überlebt er einen Tag. Lehre ihn zu fischen, und er wird nie mehr hungern“.

…und im Kleinen

Die Kampagne möchte auch deutlich machen, dass unsere Essgewohnheiten Auswirkungen auf das Leben anderswo auf der Welt haben: „Als Konsumentinnen und Konsumenten können wir durch eine Politik mit dem Einkaufskorb zu gerechteren Handelsbeziehungen und einer nachhaltigen Wirtschafts und Konsumweise beitragen“ heißt es auf der Homepage der Kampagne. Und weiter: „Erleben Sie, dass Qualität mehr bedeutet. Genießen Sie regionale, ökologische und fair gehandelte Produkte“ – so etwa den Fair-Trade-Kaffee und Tee in den Cafeterien der Uni Jena! Mit dem Einkaufskorb allein ist die Welt freilich nicht gerettet.

Aber mit der Unterstützung verantwortungsvoller Bürger in den reichen Ländern muss das Menschenrecht
auf Nahrung für den hungernden Teil der Menschheit keine Utopie bleiben. Für diese Aktion werden kleine
Figuren hergestellt, auf denen die oben dargestellten Leitprinzipien aufgedruckt sind. Sie sollen von möglichst vielen Menschen unterschrieben werden. Ziel ist es, eine große Menge an Figuren Hand in Hand zusammenzubringen, um damit das Motto der Kampagne abzubilden: “Niemand isst für sich allein”! Alle zusammen können wir unseren Teil dazu beitragen, dass Ernährungssicherheit für alle Realität wird.

Wer mehr über die Kampagne erfahren, spenden oder selbst aktiv werden möchte, findet alle Informationen
unter www.brot-fuer-die-welt.de/ernaehrung.


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Kommentare

Eine Antwort zu „Brot von gestern ist nicht hart – Weltweite Tischgemeinschaften mit „Brot für die Welt““

  1. Avatar von Leon

    Echt krass, was da für unterschiede herrschen. Wenn man sich mal die Amerikaner anguckt, die so viel essen und danach die hälfte wegschmeissen und daneben die 850 Mio Menschen die hungern. Wenn allein ein Bruchteil der Weltbevölkerung mehr von den Fair-Trade Produkten kaufen würde, hilft das den hungernden Menschen sehr, aber man denkt garnicht so drüber nach, was für große Auswirkungen unser Konsum hat auf die Armen Länder. Sogesehen haben wir die Möglichkeit durch kleine wenige Handlungen sehr viel zu bewirken. Also werde ich in Zukunft mehr drauf achten, was ich so kaufe 😉
    Aber dazu müssen einem wirklich erstmal die Augen geöffnet werden mit solchen erschreckenden Zahlen und Statistiken.

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