KulturArena: Kubanisches Flair und ein bisschen Wehmut

(Foto: KulturArena / Holger John)
(Foto: KulturArena / Holger John)

Der legendäre Buena Vista Social Club ist auf Abschiedstournee und machte in Jena Station. Ein Abend, der im Gedächtnis bleibt.

von Babs & Robert

Omara Portuondo Peláez, 82 Jahre, Manuel „Guajiro“ Mirabal, 80 Jahre, Eliades Ochoa 67 Jahre… Wirft man einen Blick auf die Zahlen, fällt einem auf, dass einige der Musiker älter sind als die eigenen Großeltern. Doch im Gegensatz zu diesen verbringen die Damen und Herren vom Buena Vista Social Club ihren Lebensabend nicht ruhig und zurückgezogen auf der Veranda ihres Hauses, sondern ziehen über die Bühnen dieser Welt. Und füllen Konzerthallen und Theatersäle mit dem Spirit der Musica Cuba – ein letztes Mal. Denn es ist die Abschiedstour des in den letzten Jahren doch drastisch geschrumpften Orchesters. Bekannte Namen wie Ibrahim Ferrer und Compay Segundo sind schon seit längeren davon geschieden, werden allerdings durch äußerst fähige, jüngere Kollegen vertreten. Dieser gemischte Zug von kubanischen Musikern stellte sich am Mittwochabend dem Jenaer Publikum.
Kaum waren die Musiker auf ihre Posten geflitzt, begann Barbarito Torres bereits die ersten Takte von Chan Chan zu zupfen. Würden sie wirklich einen ihrer bekanntesten Songs direkt zum Anfang spielen; ihr ganzes Feuer vielleicht in den ersten Minuten verspielen? Weit gefehlt, kaum ist die kurze doch knackige Vorstellung durch den Bandleader vorbei, schon wechselt die Musik und es geht weiter mit De camino a la vereda.
Wer die beiden Alben kennt, den sollten an diesem Abend, zumindest musikalisch, nichts Neues überraschen, doch der Buena Vista Social Club beeindruckte mit einer Bühnenperformance, die den Charme einer anderen Zeit und Welt mit sich brachte.
Die teils hoch betagten Musiker schwangen die Hüften, verblüfften mit Virtuosität, wie Manuel „Guajiro“ Mirabal, der nicht mehr in der Lage war, das gesamte Konzert zu stehen, aber es sich nicht nehmen ließ, seine Trompete minutenlang durch die höchsten Tonlagen zu jagen, oder Comedy-Einlangen zu liefern. Aber alles fern von Hip Hop-haftem Geprolle oder vulgärem Popkitsch a lá Rihanna.
Beeindruckender Höhepunkt war definitiv Omara Portuondo Peláez: Die 82-jährige Sängerin, körperlich sichtlich vom Alter nicht verschont, ließ es sich nicht nehmen, fast die gesamte Zeit auf der Bühne zu stehen und mit ihrer nach wie vor beeindruckenden Stimme, ihrem sonnigen Lächeln und ihren um keinen Tag gealterten Charme das Publikum zu verzaubern.
Es war ein Abend der kubanischen Leichtigkeit, der leider so schnell nicht wiederkehren wird und wohl von keinem der Beteiligten jemals vergessen wird.


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