Glosse: Adventskalender

PRO

von Christine

Bald … sehr bald ist Dezember und viel zu bald türmen sich schon weihnachtliche Dekorationen in den Schaufenstern, stehen sich Weihnachtsmänner und Lebkuchenmännchen in den Kaufhausregalen die Beine in den Bauch und auch die guten alten Adventskalender sind wieder zu haben.


Es gibt sie in allen Variationen: Da sind Kerzen, die jeden Tag ein Stück weiter abgebrannt werden, Ketten aus Weihnachtsstrümpfen, in denen süße Überraschungen stecken und auch die allseits bekannten Pappkalender mit Fensterchen. Ebenjene gibt es auch wieder in verschiedenen Ausführungen, wobei die Deluxe-Version von Lindt wohl eine der teuersten sein mag und auch ein Kalender von Aldi seine Wirkung zeigt.

Was aber ist die Wirkung eines Adventskalenders?

Eigentlich ist es nur die tägliche Zugabe des Stückchens Schokolade, das sich der Diät haltende Mensch ab und an gönnen sollte. Dieses Stückchen ist in bebilderte Pappe eingepackt und diese wiederum in Plastik. Also: Nichts Nettes und eigentlich auch nichts Außergewöhnliches. Und doch: Irgendwas muss da sein, da wir ja trotzdem fast alle einen Adventskalender besitzen, auch in diesem Jahr und trotz des Satzes: „Bist du dafür nicht schon ein wenig zu alt?“ Ist man das?

Als Kind war es immer aufregend: die kleinen geheimnisvollen Türchen, die sich nur unter Mühe öffnen ließen. Eine Tür zu Märchen und Abenteuern, ein Gefühl das entsteht, weihnachtlich, süß, aufregend… Ein Gefühl, dass nur Kinder noch mit solcher Freude verstehen und empfinden können. Doch jetzt, wo wir aus diesem schönen fantasievollen Alter raus sind, hat der Kalender eben sein Geheimnis verloren. Warum trotzdem Kalender kaufen? Jedes Jahr, immer aufs Neue?Vielleicht, weil in jedem von uns noch das Kind lebt, das den Kalender erfürchtig angesehen hat und hinter jeden Türchen eine neue Welt geahnt hat. Vielleicht, weil wir genau dieses gefühl sehnsüchtig vermissen und es eben immer wieder hinter diesen kleinen bebilderten Türchen suchen …

CONTRA

von fabik

Eine Dose Erbsen für den schnellen Hunger zwischendurch und ein Sixpack Bier fürs Unique-Satzwochenende sollten es sein. Doch nichts war’s. Dort wo ich mich sonst regelmäßig entscheiden musste, ob ich Erbsen mit oder ohne Möhrchen kaufen möchte, blickte mir nun ein Meer von grinsenden Schneemännern, drolligen Weinachtsmännern und Unmengen an glücklichen Kindern in Wasserfarbenoptik entgegen. Zwei günstige für 59 Cent, ein dickerer mit Doppeltür für den 24. für 4,59 Euro und die Deluxevariante in Goldoptik für 19,95 Euro.

Ich kann mir schon gut die harmonischen Schwärmereien über die Besinnlichkeit der Vorweihnachtszeit und das Schwelgen in Kindheitserinnerungen meiner Vorrednerin vorstellen. Doch bei aller Liebe zur festlichen Heiligung eines am Kreuz verbluteten Zimmermanns, bei allem Verständnis für die alljährlich ritualisiert verordnete Besinnlichkeit und Harmonie, bei aller Ignoranz dessen, dass diese friedliche Adventszeit sich lediglich durch die Kommerzialisierung ihrer beiden Höhepunkte, Nikolaustag und Weihnachtsabend, in meine Kindheitserinnerungen eingebrannt hat, hasse ich Adventskalender.

Warum kaufen sich Menschen ein Produkt, welches zu 90& aus Verpackung besteht und dessen Inhalt dabei die Hälfte des Preisleistungsverhältnisses gewöhnlicher Schokolade besitzt? Worin liegt der Mehrwert, sei er nun materiell oder spirituell, sich 75 Gramm in einen halben Quadratmeter Pappe und Plastik eingeschweißte Schokolade an die Wand zu hängen, die man nicht einmal essen darf, wann man will? Und wer entscheidet, dass bunte Pappschachteln wichtiger sind als meine Erbsendosen?

Zwei Regale weiter fand ich übrigens noch meine meine Erbsen und gleich gegenüber gönnte ich mir eine Schokoladentafel für 49 Cent, zwar auch in Pappe und Plastik, dafür aber mit Nüssen und 125 Gramm stark, die ich essen kann, wann ich will.


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