Umfrage: Neue (Un-)Willkommenskultur?

Deutschland 2016: Gefühl des Unwillkommenseins? (© TIME Magazine)
Deutschland 2016: Gefühl des Unwillkommenseins? (© TIME Magazine)

Erleben internationale Studierende eine ablehnende oder feindselige Haltung seitens der deutschen Bevölkerung? Wir haben ein paar Stimmen und Stimmungen gesammelt.

Pegida, AfD-Wahlerfolge, selbstorganisierte „Bürgerwehren“ (von „besorgten Bürgern“, versteht sich): Einige Entwicklungen der zurückliegenden Monate deuten darauf hin, dass es schlecht bestellt ist um die Willkommenskultur insbesondere im Osten Deutschlands. Aber wie erleben internationale Studierende in Thüringens Hochschulstädten die Situation? Nehmen sie eine ablehnende Haltung der einheimischen Bevölkerung wahr, vor allem seit Beginn der viel zitierten „Flüchtlingskrise“? Und wie hat sich vielleicht durch diese Eindrücke ihre Sicht auf Deutschland insgesamt verändert? Wir haben einige Antworten auf diese Fragen in Jena, Erfurt und Weimar gesammelt. Einige der Namen wurden auf Wunsch der Befragten geändert.

Samvel A. aus Armenien, seit Herbst 2014 in Jena (FSU):
„Personally I never noticed an adverse attitude towards me. Sometimes I had some problems with language as not everyone speaks English but this is not their fault. I cannot judge about effects of the refugee crisis on the treatment or perception of international students because personally I never had some problems.“

Farhan A. aus Pakistan, seit Mai 2012 an der FSU Jena:
„In 2012 when I first arrived here, I did not feel anything but now since the refugee crisis began, I clearly feel the eyes staring at me not in a good way. But not everyone is like this! Most educated persons are well behaved. Regarding my perception of Germany as a whole, well, I am a little biased in this regard… Germany did a huge favor to me by selecting me for top quality education on generous funding. So it will take a lot to change my perception for Germany. I understand that people are scared. After all, things that are happening around us are not very pretty. I would be scared too if I was in their position. So, my answer is no.“

Suelen R., aus Brasilien, seit Herbst 2015 Studentin an der Hochschule für Musik Franz Liszt – Weimar:
„Ich habe keine ablehnende Haltung wahrgenommen. Obwohl ich kein perfektes Deutsch kann, sind die Menschen geduldig und hilfsbereit. Das gilt in der Uni, aber auch in der Gesellschaft. Ich habe auch weder von Beleidigungen noch Angriffen auf internationalen Studierende gehört. Und ja, mein Bild von Deutschland hat ja sich verändert, aber nicht im Bezug auf die Flüchtlingskrise, denn ich habe darüber erst hier in Deutschland gehört, nicht früher in meiner Heimat. Mein aktueller Eindruck ist sehr positiv: Die deutschen Menschen haben mir immer geholfen, als ich brauchte. Ich habe nur gute Erfahrungen gesammelt.“

Nancy A., aus dem Libanon, war im Wintersemester Gaststudentin an der Uni Erfurt:
„I don’t think that the current refugee crisis has changed the way the German population perceives and treats international students; personally I didn’t experience such things. Germans in general are very friendly to international students and are doing their best to make us feel comfortable in our experience abroad. My experience here altered my perception in a more positive way because either known there is a refugee crisis and language differences the society here is proving to be more welcoming and authentic in this matter.

Rahul S., aus Pakistan, seit Herbst 2014 an der FSU Jena:
„Jena is a mixture of many nationalities. Sometimes Germans cannot distinguish between asylum seekers and the students. But they are nice to us; if there is confusion they ask and I think it’s ok for me to answer that I am a student here.“

Anderson M., aus Brasilien, seit Februar 2015 Student an der HfM:
„Nein, ich nehme keine ablehnende Haltung mir gegenüber wahr – im Gegenteil, die Meisten sind sehr nett und offen. Ich habe selber nicht so was erlebt, aber ein Freund von mir schon. Einmal sagte er, dass ein Mann an einer Bushaltestelle ihm was Schlechtes gesagt habe, nur weil er nicht deutsch sei. An diese Situation erinnert er sich traurig, aber er sagt auch, dass es nur eine Situation war, dass die meisten Leute eine andere Mentalität haben und das Studium in Deutschland viele neue Türen für sein Leben geöffnet hat. Ich glaube nicht, dass ausländische Studierende durch die Flüchtlingskrise anders wahrgenommen werden. Das sind zwei ganz unterschiedliche Sachen. Es hängt auch von dem Moment und der Person ab; wenn jemand zum Beispiel Vorurteile gegenüber „Ausländern“ hat, kann diese Person kaum eine Differenzierung machen.“

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