Tres cedés – una fiesta!

Arabisch_normal

Werbung, die uns „Sprachen lernen im Schlaf“ verspricht, weckt Skepsis. Der Brandecker Media Verlag verkündet nun: „Nicht lernen, nur hören!“ Kann das so einfach sein?

von Kalilan

Sind diese Audio-Sprachkurse nicht alle gleich? Eine blecherne Stimme spricht einen hölzernen Satz. Quälende Stille setzt ein, bleibt, breitet sich aus und zwingt den Lerner stammelnd nachzuahmen, was er eben gehört hat. Dann folgt die monotone Korrektur – ein Gefühl wie in einer Prüfung.

Bei den CDs von „The Groov­­es“ hingegen fühlt man sich eher wie auf einer Party. Oder zumindest wie beim Betreten einer chilligen Lounge in Abu Dhabi („Ahlan wa sahlan! Kaifa Haluk?“), einer Jazz-Bar in Soho („I could use a break…“) oder wie mit Freunden am spanischen Strand, abends im August („Dos chicos, tres chicas, cinco botteilas de vino – una fiesta!“).
Das liegt vor allem an der entspannten Pop- und Jazz-Musik, die einen zu Beginn der CD begrüßt und bis zum letzten Track nicht mehr verlässt. Dazu schwingen deutsche und fremdsprachliche Sätze durch die Luft. Zwei bis dreimal wiederholt, ändern sich Sprechmelodie, Rhythmus und Geschwindigkeit immer ein wenig. So wirken sie natürlich und zeigen nebenbei, welche Merkmale einer Lautgruppe problemlos variiert werden können und welche nicht. Die Inhalte der einzelnen Lektionen sind dabei durch einen feingestrickten Kontext verbunden: Fest genug, um den Faden nicht zu verlieren und das Verständnis zu erleichtern, aber nicht so straff, den Lerner durch selten gebrauchte Situationsvokabeln zu belasten. So gelingen Gespräche, die fast nur aus Redewendungen bestehen und dennoch nicht gekünstelt wirken.

Medizin, die schmeckt, hilft nicht!

Die Gute-Laune-Rhythmen der gitarrenlastigen Spanisch-CD oder die entspannenden Wüstenwindtöne von Trommel, Nay-Flöte und Oud in der arabischen Version hört man immer wieder gerne. Aber kann man so überhaupt lernen? Muss Lernen nicht, mit Hegel gesprochen, eine „anhaltende und unausgesetzte Vernunfttätigkeit“ sein? Oder wie der Volksmund sagt: Medizin, die schmeckt, hilft nicht!?

„Laughter is the best medicine”, könnte man da mit der „Business World“-CD entgegnen und das wäre sicherlich keine schlechte Antwort, denn das Limbische System spielt beim Lernen eine nicht unwesentliche Rolle – Was man mag, behält man besser. Ein weiterer Kniff der CD liegt darin, dass die Sätze meist im Rhythmus der Hintergrundmusik gesprochen werden und sich so gut einprägen. „Ohrwurmeffekt“ nennt das die Herausgeberin Eva Brandecker und spielt darauf an, dass wir alle mehr Lieder mitsingen können, als wir je bewusst gelernt haben. So helfen die rund 200 Wörter und Redewendungen pro CD nicht nur, sich an eine authentische Aussprache zu gewöhnen, sondern dienen vor allem als Baukasten zum aktiven Sprechen. Sätze, die man in einem speziellen Kontext bereits gehört und über deren grammatikalische Struktur man so Sicherheit gewonnen hat, fallen beim Sprechen aus dem Gedächtnis wie von selbst auf die Zunge. Die Zweifel, eine monotone CD-Aussprache falsch nachgeahmt oder den Satz grammatikalisch falsch gebildet zu haben, entfallen.

„I have to mind my P’s and Q’s.“

Wem das nicht reicht oder wer eher ein visueller Lerntyp ist, greift zum Booklet. Dieses ansprechend gestaltete Heft verzeichnet alle Sätze der CD – im Arabischen zusätzlich in angemessener Umschrift – und gibt kleine Anmerkungen zur Pragmatik, Aussprache und Wortherkunft. So weiß man nach der Lektüre: „I have to mind my P’s and Q’s“ bedeutet „Ich muss aufpassen, dass ich nichts falsch mache“.

Während die Stimmen in der Arabisch- und Spanisch-CD meist den richtigen Ton treffen, gehen die Sprecher der Business-Englisch-CD einem mit ihrer aufgesetzten Fröhlichkeit und künstlichem Gelächter gelegentlich auf die Nerven. Dann funktioniert der Ohrwurmeffekt natürlich nicht mehr, wie die beiden in Kapitel 8 selbst feststellen: „There is nothing worse than a comedian who isn’t funny…“ Wer das genauso sieht, sollte aber nicht auf die englischen Floskeln verzichten, sondern lediglich auf die „Classic Grooves“ mit Chopin und Bach ausweichen. Denn „Hören statt Lernen“ funktioniert – wenn die Musik stimmt.

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www.thegrooves.de


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