SPECTRE liefert

James Bond ist zurück. Und diesmal bildgewaltiger und atemberaubender, als man es schon gewohnt ist. Der Agentepos um 007, der mit Daniel Craig eine bisweilen unkonventionelle Neudefinition wagte, erhält mit dem neusten Film Spectre einen grandiosen Höhepunkt, der die bisher längste zusammenhängende Erzählung der Bondgeschichte zusammenführt.

von Martin

Knapp drei Jahre sind vergangen, seit der letzte Film der 007-Reihe Skyfall, die vielschichtige und bisweilen undurchsichtige Geschichte rund um James Bond, seiner Vergangenheit und den Kampf gegen mysteriöse Gegner und eine ebenso mysteriösen Geheimorganisation vorerst ihren Höhenpunkt erreichte. Allerdings ließ der äußerst erfolgreiche Film von Regisseur Sam Mendes den Zuschauer mit vielen offenen Fragen zurück. Diese werden nun im 24. Bond-Film Spectre so bildgewaltig wie hintersinnig beantwortet: Der inzwischen vierte Film von Hauptdarsteller Daniel Craig und erneut unter Regie von Mendes knüpft nahtlos an die Handlung von Skyfall an und führt diese auf grandiose Weise fort. Es werden ebenfalls die unterschiedlichen Erzählstränge der beiden vorangegangenen Filme Casino Royale und Quantum Trost aufgegriffen und in Spectre aufgeklärt, wodurch die bisher längste zusammenhängende Erzählung der Bondreihe ihren furiosen und – wahrscheinlich – endgültigen Abschluss erhält.
Obwohl die Ereignisse um Skyfall längst Vergangenheit sind, konnte die zurückbleibende Bedrohung von Bond und dem MI6 vorerst nicht gebannt werden. Nach seiner Rückkehr nach London erhält Bond – und hier setzt nun die Handlung von Spectre ein – eine mysteriöse Nachricht. Ohne Befugnis reist 007 auf eigene Mission nach Mexiko und Rom und gerät so auf die direkte Spur zur finsteren und im Geheimen agierende Organisation Spectre. Derweil sieht sich der neue „M“ und Chef des MI6 (Ralph Fiennes) mit einer ungeahnten Herausforderung politischer Natur konfrontiert: Der MI6 soll vollständig umstrukturiert und dem Centre for National Security unterstellt werden. Dessen künftiger Chef Max Denbigh (Andrew Scott) stellt damit nicht die Arbeit von „M“, sondern auch die von Bond in Frage. Währenddessen bittet Bond seine Mitstreiter Q (Ben Wishaw) und Miss Moneypenny (Naomie Harris) um Hilfe. Madeleine Swann (Lea Seydoux) – Tochter seiner alten Nemesis Mr. White (Jesper Christensen) – soll aufgefunden werden, da sie die einzige Person ist, mit dessen Hilfe sich das undurchdringbare Netz um Spectre entwirren lässt. Während „M“ sich mit dem designierten Geheimdienstchef Max Denbigh konfrontiert sieht, dringt Bond immer tiefer in das Herz von Spectre vor und erkennt, dass es eine überraschende Verbindung gibt zwischen ihm und dem Feind (gespielt von Christoph Waltz), den er sucht…
Überflüssig zu sagen, dass Spectre die gängigen und hohen Erwartungen an einen Bond-Film mehr als nur erfüllt. Dies gilt umso mehr, da die Vorgängerfilme bereits eine steile Vorlage lieferten. Daher überrascht es wenig, dass sich die bestens inszenierten Actionszenen hervorragend in die Geschichte integrieren, gleich drei Bond-Girls dem Doppelnullagenten den Kopf verdrehen und Christoph Waltz in seiner Paraderolle als psychotischer Bösewicht mal wieder brilliert. Der Film gewinnt jedoch gerade durch die geschickt inszenierte Spannung ein enormes Tempo und erhält durch die filmische Nähe zu den Protagonisten eine psychologische Tiefe, die nicht nur Skyfall auszeichnete: In Spectre gewinnt sie aber eine Dimension, die stellenweise an ein hochdramatisches Kammerspiel erinnert und selbst die sonst prägende Action zweitrangig werden lässt. Das wäre ohne die herausragende Leistung von Christoph Waltz wohl schwerer zu erreichen gewesen. Spectre versteht sich außerdem als kritischer Kommentar auf die international immer weiter um sich greifende Überwachung durch Geheimdienste und wirft die Frage auf, wer hinter den hochglanzverspiegelten Fassenden der neuen Überwachungszentralen eigentlich die Fäden zieht. In Zeiten von flächendeckender Überwachung durch NSA, GCHQ und Vorratsdatenspeicherung avancieren James Bond, „M“ und ihre Mitstreiter zu regelrechten Widerstandkämpfern gegen eine schulterzuckend hingenommene Realität, deren Legitimation und Nutzen mehr als zweifelhaft sind.
Spectre
ist ein hochspannender, bisweilen tiefsinniger, stilvoller und mit trockenem Humor bestechender Bond-Film, der die zusammenhängende Erzählung um Daniel Craig als 007 grandios auf ihren Höhepunkt führt und den Zuschauer absolut in Atem hält. Filmisch ohne Manko, bleibt nur festzuhalten, dass der neue Bond-Song des britischen Singer-Songwriters Sam Smith da leider überhaupt nicht mithalten kann und eher unpassend wirkt. Dies schmälert den Gesamteindruck jedoch nicht; Spectre bietet großartige Unterhaltung – die sich einprägt. Gut möglich also, dass Spectre schon bald zu den Klassikern der Reihe gehören wird.

Bundesweiter Kinostart des Agentenepos ist der 5. November 2015.

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