So jung kommen wir nicht mehr zusammen

© Ladyna

Treffen sich ein Amerikaner, ein Italiener und ein Engländer in Hamburg. Das ist kein Beginn eines Witzes, sondern der Anfang der „Mighty Oaks“, die am 11. August 2018 die ausverkaufte Kulturarena begeistern.

von Ladyna

Die Musik plätschert wie ein lauer Sommerregen. Der Sänger mit langen Haaren und warme Reibeisenstimme, der dreistimmigen Satzgesang, die epischen Riffs und die Geigenunterstützung passen zum Sommerwetter. Die Kulturarena ist ausverkauft, die Sonne geht langsam unter und die Menge ist motiviert zum mitsingen. Gesangliche Qualitäten sind vom Publikum nicht gefordert, scherzt der Sänger, nur laut muss es sein.

Ian Hooper, Claudio Donzelli und Craig Saunders – ein US-Amerikaner, ein Italiener und ein Engländer trafen sich bei Auftritten in Hamburg. Die drei zogen nach und nach wie so viele junge und ambitionierte Menschen nach Berlin, beendeten dort verschiedene Studiengänge und Jobs, ehe sie sich ein Herz fassten und ganz der Musik verschrieben. Ihr Stil ist geprägt von überschwänglichen Folkhymnen, die im Abgang melancholisch nachklingen und deren Klang von akustischen Instrumenten geprägt wird.

Die Musik der Mighty Oaks ist entspannt, gefällig und eckt nicht an. Sie machen Weltenbummler Musik, passen wunderbar zu Rauschebart und Reiserucksack. Ihre Lieder klingen nach Roadtrip in den Sonnenuntergang, langen Busfahrten durch Südamerika oder einem Sommer auf dem Balkon in einem schönen Szeneviertel. So wippt die Menge mit im Takt, zückt die Handy Kamera in den stillen Momenten und grölt mit in den lauten. Die Musik passt in jeden Radiosender, man kann sie nicht nicht mögen, dazu fügt sie sich im Zweifelsfall zu gut in den Hintergrund ein. Ihre Lieder handeln von guten und schlechten Beziehungen, von der verstorbenen Mutter des Sängers und dem Wert wahrer Freundschaft. Dazwischen plaudert der Sänger locker mal auf Deutsch und mal auf Englisch und überbrückt so gekonnt auch eine kleine technische Panne.

„So jung kommen wir nicht mehr zusammen“, meinen sie und halten die Gläser hoch und das Publikum trinkt mit und grölt zu „Raise A Glass“ mit. Genau dieses Gefühl haben sie vertont. Und wegen dieser Attitüde, die sich wunderbar in den Zeitgeist einfügt, sind sie wahrscheinlich auch so schnell erfolgreich geworden. Man kann die Musiker als Stück hippes Berlin sehen, als gelebtes Europa, personifizierte transatlantische Freundschaft, als nette Musiker WG von nebenan. In dieser Hinsicht setzen sie dann doch ein Statement und das Indie-Neukölln könnte man wohl kaum passender vertonen.

 


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