„Früher haben wir für jede Show draufgezahlt“

(Foto: Holger Fichtner)

Neue Deutsche Härte trifft unverstellte Gesellschaftskritik: Am 25. März spielen die vier Metaller von Hämatom im Stadtgarten in Erfurt. Wir sprachen vorab mit Schlagzeuger „Süd“ über die Anfänge der Band und … nun ja: Gott und die Welt.

Was verbindest du mit Erfurt oder Thüringen?
In Thüringen haben wir sehr nette und spaßige Fans, die mit etwas mehr Ekstase mitgehen als woanders. Erfurt ist auch eine sehr schöne Stadt. Wenn die Deko noch aufgebaut wird, gehen wir oft noch etwas schlendern in den Städten, wo wir spielen.

Wie wichtig sind euch aufwändige Bühnenshows, für die ihr ja inzwischen auch bekannt seid?

Die Bühnen waren schon immer ein wichtiges Thema für uns. Wir hatten natürlich früher weniger Geld und haben sogar in Kauf genommen, für jede Show noch Geld draufzuzahlen. Da war ich dann derjenige, der gesagt hat, dass das so nicht weitergehen kann. Dann haben wir die Show etwas zurückgenommen und dann kamen irgendwann mehr CD-Verkäufe und mehr Fans und so konnten wir die Bühnenshows ausarbeiten. Aber es ist immer noch am Limit: Was verdient wird, wird auch gleich weiterinvestiert.

Eure letzten beiden Alben tragen mit Fick das System! und Wir sind Gott die Gesellschaftskritik bereits im Titel. Gibt es ein Thema, über das du besonders zum Nachdenken anregen möchtest?
Mein Lieblingsthema ist die Ernährung. Das ganze System ist darauf ausgelegt, immer mehr Masse und immer weniger Qualität zu produzieren. Letztlich werden dadurch die Tiere ausgebeutet und die Natur wird dadurch kaputtgemacht. Das ist festgefahren in einem bestimmten System und es wäre höchste Zeit, das einmal zu ändern. Die Milch braucht auch einen gewissen Preis, damit die Kuh artgerecht gehalten werden und gesund leben kann.

Hast du einen persönlichen Bezug dazu?
Ich war eine Zeit lang Vegetarier und bin ein großer Tierliebhaber. Ich finde das auch furchtbar: Für jede Handy-Karte ist irgendwie Geld da, aber die Milch muss man billig im Discounter kaufen. Das stößt bei mir auf wenig Verständnis.

Ist es euer musikalisches Anliegen, zumindest zu versuchen, die Welt zu verbessern?
Das wäre natürlich ein Traum, aber da mache ich mir nichts vor. Wir machen Musik und wenn jemand sowieso schon etwas nachdenklich ist und dann noch die Musik kommt, passt das vielleicht ganz gut zusammen. Zum Beispiel hat der Titel Wir sind Gott meinen Vater, einen Pfarrer, angestoßen, mit seiner Gemeinde eine Diskussion zu führen. Dazu gab es auch ein richtiges Programmheft, das bei Facebook abgedruckt war. Das war für mich so etwas wie ein Ritterschlag und fast schon mehr Bestätigung, als am nächsten Tag auf dem Festival in Wacken zu spielen.

Vielen Dank für das Gespräch!

Das Interview führte Lutz.


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