In fast eigener Sache

Ein Statement der unique-Redaktion zur causa Akrützel.

In der Geschichte geschieht alles zweimal, so erklärt uns Marx: „das eine Mal als Tragödie, das andere Mal als Farce“.[1] Und als ginge es darum, dieses Credo möglichst originalgetreu umzusetzen, hat der FSU-StuRa in den vergangenen Wochen erneut demonstriert, was für Maßstäbe er an die Pressefreiheit von Campusmedien anlegt: Die dargestellten Inhalte entsprechen nicht der Meinung des Gremiums, schon werden personelle Konsequenzen gefordert oder mit der Streichung finanzieller Mittel gedroht.

Wenn bisher auch im Fall des Akrützels weder das eine noch das andere umgesetzt wurde, zeigen solche Einschüchterungsversuche aus dem StuRa und dessen Umfeld wieder einmal, welche Vorstellungen von Meinungs- und Pressefreiheit bei so manchen Studentenvertretern vorherrschend sind: Die Notwendigkeit arbeitsrechtlicher Schritte gegen den Chefredakteur Dirk Hertrampf wird mit Verfehlungen im Rahmen der StuRa-kritischen Ausgabe begründet, bei denen eine Wiederholungsgefahr bestehe. Offenbar manifestieren sich diese Verfehlungen in der Umsetzung dessen, was Dirk im gemeinsamen Gespräch der Campus-Chefredakteure (Akrützel Nr. 313) als einen seiner Vorsätze genannt hatte: „dem StuRa ein bisschen mehr auf die Pelle rücken“. Wiederholungsgefahr wäre hier geradezu wünschenswert – sofern der StuRa dies zulässt.

Die zugehörige Mentalität – die Gott sei Dank auch innerhalb des Gremiums nicht ganz unwidersprochen bleibt – verdeutlicht aber nicht nur ein bedenkliches Verständnis von Medienarbeit. Sie zeigt auch das Selbstverständnis von Studentenvertretern, die sich von den Vertretenen abgekapselt haben und sich nun in der Rolle des Souveräns gefallen, der auf akrützelsche Majestätsbeleidigung mit seiner Finanzgewalt reagieren kann. Egal, ob er sich nun am Ende für Strafe oder Gnade entscheidet: Schon die Tatsache, dass auf die Kritik eines Hochschulmediums ein Antrag auf „sofortige Einstellung der Förderung“ folgt – und ein solcher Antrag nicht umgehend mit klarer Mehrheit zurückgewiesen wird – zeugt von einem zweifelhaften Amtsverständnis.

Hier kann man nur dem Fachschaftsrat Philosophie zustimmen, der in seinem Offenen Brief (vom 28.01.2013) klarstellte:

„Die Vergabe von Finanzmitteln an das Akrützel stellt keine „Förderung“, (wie im Titel des Antrags) dar. Der StuRa verwaltet die Gelder der Studierendenschaft. Der Begriff der „Förderung“ impliziert ein zugrunde liegendes Wohlwollen der oder dem Geförderten gegenüber. Die Finanzierung eines freien Presseorgans kann unmöglich vom Wohlwollen der amtierenden StuRa-Mitglieder abhängen.“

Die „Gutsherren-Art“ des StuRa, von der im entsprechenden Akrützel-Heft die Rede ist, schlägt in den Reaktionen der vergangenen Wochen in voller Pracht durch. Bleibt zu hoffen, dass die Kollegen vom Akrützel sich davon nicht einschüchtern lassen.

 


[1] Marx, Karl, Der achtzehnte Brumaire des Louis Bonaparte. Vorrede zur dritten Auflage, in: Marx/ Engels, Werke, Band 8, Berlin 1972, S. 115.


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