Tollkühner Fluchtversuch

Wer Leo den Oscar klaut, landet hinter Gittern (Foto: Escape Game Erfurt)

Eingeschlossen in einem Raum und 60 Minuten Zeit, mit Grips und Geschick den Schlüssel zum Ausgang zu finden…

von LuGr

Das Dröhnen der Sirene zerreißt die Stille. Im Gefängnis herrscht Ausnahmezustand. Um einen Aufstand im benachbarten Zellenblock niederzuschlagen, wird jeder verfügbare Justizvollzugsbeamte benötigt. Mein Gefängniswärter wird auch angefordert und lässt mich allein mit einem Zellengenossen zurück. Für den Diebstahl des Oscars von Leonardo DiCaprio haben wir noch einige Zeit abzusitzen. Doch jetzt wittern wir die einmalige Chance, aus unserer Zelle auszubrechen, uns die Beute aus der Asservatenkammer wiederzubeschaffen und zu türmen – vorausgesetzt, wir schaffen das, bevor wir wieder „Gesellschaft“ bekommen…
Was sich zunächst liest wie ein Auszug aus dem Roman eines verurteilten Straftäters, ist die Grundidee eines spannenden Spiels: Bei „Escape Games“ geht es darum, mithilfe von Kombinieren, dem Lösen von (Rechen-)Aufgaben und Geschicklichkeit innerhalb von 60 Minuten einen präparierten Raum zu verlassen. Diese etwas andere Art der Freizeitbeschäftigung stammt aus den USA und erfreut sich zunehmend auch in Deutschland großer Beliebtheit. Nach Jena und Weimar stehen nun auch in Erfurt beim Escape Game zwei Räume zur Verfügung, bei denen moderne Schnitzeljäger gegen die erbarmungslos heruntertickende Uhr ihre Talente unter Beweis stellen müssen.
Das beschriebene Szenario ist unter dem Namen „Prison Break“ schon spielbar, am zweiten Raum („Der Antiquitätendiebstahl“) werkeln die beiden Gründer Joseph Heß und Martin Mathia noch. „Hauptberuflich sind wir unter der Woche in Chemnitz und Berlin angestellt. Weil uns die Selbstständigkeit reizte und es in Erfurt so etwas noch nicht gab, wollten wir hier ein Escape Game etablieren. Und als wir dann eine zentrumsnahe Immobilie sicher hatten, haben wir ein halbes Jahr lang erst die Köpfe für ein Konzept rauchen lassen – und dann die Räume entsprechend eingerichtet“, so Joseph.
Bei der authentischen Aufmachung des Gefängnisraums, der von einer Zelle über verschlossene Spinde mit Polizeiuniformen bis hin zu Schusswaffenattrappen reicht, kommt beim anspruchsvollen, aber nie überfordernden Rätselspaß auch eine stimmige Atmosphäre auf. Die Einrichtung war entsprechend auch kostenintensiv, weswegen der Preis für eine Stunde „Escape Game“ in der Meyfarthstraße in Erfurt für zwei Personen 50 Euro beträgt. Ein Preis, der im bundesweiten Vergleich günstig und aufgrund der aufwändigen Einrichtung und der durchdachten Rätselkombinationen durchaus angemessen ist. „Angst haben muss übrigens keiner. Wir geben zwischendurch auch Hinweise, wenn man einmal etwas ratlos ist“, beruhigt Joseph.
Und sollten sich die Rätsel doch als zu knifflig erweisen, öffnen sich nach 60 Minuten sowieso die Türen und man erhält auf Wunsch von Joseph und Martin auch Tipps, was man denn hätte besser machen können. Anders als im echten Gefängnis werden der Ausbruch und die Rückkehr in die eigenen vier Wände ohne schwedische Gardinen also in jedem Fall gelingen.

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