Berlin, Berlin, ick liebe dir!

(Foto: Axel Mauruszat)

Das Institut für Auslandsgermanistik DaF/DaZ hat auch dieses Semester in Zusammenarbeit mit dem Internationalen Büro der FSU Jena eine Exkursion für ausländische Studierende nach Berlin organisiert. Ein Erlebnisbericht.

von Monica Poli

Güngstiger Preis plus eine verlockende Gelegenheit, die Hauptstadt Deutschlands endlich besichtigen zu können. Mit einem abwechslungsreichen Programm hat das Institut uns die Möglichkeit geboten, Land und Leute besser kennenzulernen.
Die Abfahrt war am Donnerstag, dem 12. Juni von Lobeda-Ost. Mehr als 40 Studenten, die aus der ganzen Welt kommen, haben sich hier getroffen, um diese Reise zu unternehmen. Menschen aus China, der Mongolei, Indien, England, der Slowakei, Tschechien, Polen, Italien, Brasilien, Rumänien: Alle sind aufgeregt, Berlin, die Stadt in ständiger Entwicklung, zu sehen. Endlich, nach einigen Stunden, erreichen wir unser Ziel. Wir bekommen Zeit, um die Schlüssel des Hotelzimmers in Empfang zu nehmen, die Koffer auszupacken – und dann los!
Unser erstes Ziel ist die Kulturbrauerei, ein großes Bau-Ensemble, das mit seinen Höfen und seiner einzigartigen Architektur zu den wenigen gut erhaltenen Berliner Industriearchitekturdenkmälern vom Ende des 19. Jahrhunderts gehört. Die roten Backsteine dominieren die Szene und stehen in Konstrast mit dem hellen blauen Himmel. Unsere Reise zur Vergangenheit nimmt hier Fahrt: das Museum in der Kulturbrauerei zeigt die Dauerausstellung „Alltag in der DDR“.
Danach hatten wir Freizeit. Die hektische Fahrt zum Brandenburger Tor, dem Wahrzeichen der Hauptstadt und Symbol der Teilung und Wiedervereinigung, dann zum Alexanderplatz, zum Potsdamer Platz, zum Denkmal für die ermordeten Juden Europas, zur Nikolaikirche und zur Museumsinsel. Eine Art Stendhal-Syndrom reißt uns bei der Anwesenheit von Kunstwerken solch außergewöhnlicher Schönheit und Großartigkeit hin.
Laut Programm findet am danach folgenden Tag unsere Stadtrundfahrt statt. Die Liste der Berliner Sehenswürdigkeiten ist lang. Natürlich sind kurze Fotostopps Pflicht, z.B. an der Mauer, dem zentralen Erinnerungssymbol der deutschen Teilung. Der Mauerstreifen an der East Side Gallery ist Zeuge eines schrecklichen Kapitels in der Geschichte dieser Stadt. Viele Touristen stehen hier. Wir haben aber wenig Zeit, um die ganze Mauer zu besichtigen, deshalb gehen wir sofort zu unserem Ziel: die Graffiti. Unter „Господи! Помоги мне выжить среди этой смертной любви“ (Mein Herr! Hilf mir, diese tödliche Liebe zu überleben) küssen sich Leonid Brežnev und Erich Honecker. Ein paar Fotos und der Bus fährt weiter. Check Point Charlie, Siegessäule… Am Nachmittag sind wir wieder frei, die Gruppe verteilt sich und jeder kann die Stadt auf seine Weise erleben.

Ein Schaufenster bunter Figuren

Ein paar Worte muss man den Berlinern widmen. Die Berliner U-Bahn ist wie ein Schaufenster von Leuten. Obwohl aus verschiedenen Orten, begegnen sich hier alle: das blonde Mädchen, der türkische Junge, eine Gruppe englischsprachiger Touristen, Mutter und Vater mit ihren kleinen Kindern, das blauhaarige Mädchen, tätowierte Gothics und viele andere Menschen, die schnell laufen, die am Telefon sprechen, die warten. Bunte Figuren, die alle möglichen Sprachen sprechen. Die Berliner U-Bahn ist wie ein Babylon.
Abends ist es Zeit, sich wieder mit der Kultur zu beschäftigen. Mozarts Der tolle Tag oder Die Hochzeit des Figarom wurde in der Komischen Oper gespielt. Eine kurze Einführung zu Beginn, dann lassen wir uns von den starken Stimmen der Sängerinnen und Sänger und den mitreißenden Tönen des Orchesters wiegen. Die roten und goldenen Farben der Sessel, der Vorhänge und der Dekorationen lassen die Atmosphäre noch merkwürdiger erscheinen. Il resto nol dico, già ognuno lo sa”.
Sonnabend, dritter Tag. Wir besuchen das Deutsche Historische Museum. Eine lange Reise in die Vergangenheit Deutschlands: Zeugnisse von Menschen, Ideen, Ereignisse vom 5. bis zum 20. Jahrhundert überraschen uns. Da es unser letzter Abend in Berlin ist, was gibt es Besseres als den Sonnenuntergang von der Kuppel des Deutschen Bundestages zu geniessen? Und später natürlich die Fußball-Weltmeisterschaft und die Disko!
Laut Programm erwartet uns noch ein Besuch des Neuen Museums auf der Museumsinsel, wo ägyptische, griechische und römische Geschichte unsere Reise beendet. Sonntagnachmittag verlassen wir Berlin, um nach Jena zurückzukehren. Im Bus herrscht eine müde und schläfrige Atmosphäre.
Nach dieser Exkursion kann ich behaupten, dass mich vor allem die großartige „Anwesenheit“ der Vergangenheit Berlins beeindruckt hat, die gleichzeitig mit der Lust nach Modernität verbunden ist. Eine so alte, aber auch so junge Stadt ist Berlin.

Kommentare

Eine Antwort zu „Berlin, Berlin, ick liebe dir!“

  1. Avatar von MIchelle
    MIchelle

    Sehr schöner Artikel!

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